Mein Kommentar in der Kirchenzeitung „Der Sonntag“ vom 17. Juni 2022

Was ist Wahrheit? Die Frage von Pontius Pilatus könnte exemplarisch für die genuin christliche Überzeugung stehen, dass der ganzen Welt eine objektive Wahrheit zu Grunde liegt, die wir als vernunftbegabte Wesen verstehen können. Es ist also möglich, Erkenntnisse zu gewinnen, die objektiv sind und für alle gelten, gleich, ob alle daran glauben oder nicht. Das ist die Geburtsstunde der modernen Wissenschaft.

Oder meinte Pontius Pilatus „Was ist schon Wahrheit“? Teilte er unsere postmoderne und postchristliche Resignation, dass es eine Wahrheit unabhängig von uns nicht geben kann? Folglich ist Wahrheit nur das, was wir als wahr empfinden. Nirgendwo ist diese neue „Wahrheit“ offensichtlicher als im T von LGBTIQ+. T steht für Transsexualität, also dem Empfinden, mit dem falschen biologischen Geschlecht geboren worden zu sein. Der „Mann“ im Frauenkörper ist im vollsten Sinn des Wortes ein „Mann“. Deshalb kann der Queer-Beauftragte der deutschen Bundesregierung verlautbaren, dass kein Arzt von außen attestieren könne, welches Geschlecht ein Mensch hat, denn das könne nur jeder Mensch selbst. Folgerichtig hat die deutsche Ampelkoalition beschlossen, dass jeder durch Selbstauskunft sein offizielles Geschlecht im Personenstandsregister ändern kann. Es hat etwas Magisches, wenn durch das Aufsagen einer Formel biologische Tatsachen außer Kraft gesetzt werden, und genau darauf bezieht sich meine Kritik.

Ich respektiere das Empfinden von Menschen mit Geschlechtsdysphorie und wünsche ihnen alles Glück der Welt und ein erfülltes Leben. Bloß glaube ich nicht an Magie. Eine biologische Frau bleibt eine Frau, ganz gleich, wie sich empfindet und wie ihr äußeres Erscheinungsbild ist. Dasselbe gilt natürlich für Männer. Die Folgen solcher Verwirrungen zeigen sich in der Realität: Männer, die in Frauenwettkämpfen Medaillen sammeln. Verurteilte Sexualstraftäter, die in Frauengefängnissen Verbrechen begehen und am schlimmsten der rasante Anstieg der Diagnose „Trans“ (um 1.500 Prozent in Schweden) unter jugendlichen Mädchen, was einhergeht mit der Einnahme hormoneller Pubertätsblocker und operativen Eingriffen wie Brustentfernungen (Anstieg von 1.400 Prozent in Österreich!). Diese jungen Mädchen zahlen den höchsten Preis. Bleiben wir bei der Wahrheit!