Bericht aus der Kronenzeitung vom 06.10.2024
Rund 2000 Menschen nahmen am Samstag in Wien am sogenannten Marsch fürs Leben teil. Laut eigener Aussage wollten sie „den Ungeborenen eine Stimme geben“. Viele Grüne waren beim Gegenprotest.
Wie die Organisation „Marsch fürs Leben“ am Sonntag mitteilte, seien rund 2000 „Lebensschützerinnen“ und „Lebensschützer“ in der Wiener Innenstadt unterwegs gewesen. „Jeder Mensch hat ein Recht auf Leben. Unborn Lives Matter. Diese Botschaft haben wir heute auf die Straße gebracht“, sagte Felicitas Trachta, Vorsitzende von „Marsch fürs Leben“.
In dem Verein, der die Veranstaltung organisiert hat, sind unter anderem kirchliche und christliche Gruppen vertreten. „Wir wollen vorgeburtliche Kinder schützen, Frauen im Schwangerschaftskonflikt unterstützen und Abtreibung hinfällig machen“, sagte ein Betreiber im Vorfeld.
Begonnen wurde am Samstag um 12 Uhr auf dem Karlsplatz mit einem Bühnenprogramm, anschließend folgten ein Zug durch die Innenstadt und eine abschließende Kundgebung (15 Uhr).
Wir wollen vorgeburtliche Kinder schützen, Frauen im Schwangerschaftskonflikt unterstützen und Abtreibung hinfällig machen.
Anhängerinnen und Anhänger dürften etwa ÖVP-Politiker Jan Ledochowski, seine Kollegin Caroline Hungerländer und die Bischöfe Franz Scharl und Bischof Klaus Küng sein. Zumindest hätten sich diese beim „Marsch fürs Leben“ blicken lassen, heißt es.
Forderungen des Vereins sind unter anderem eine statistische Erhebung von Schwangerschaftsabbrüchen, eine anonyme Motivforschung und eine mindestens dreitägige Bedenkzeit für Frauen, die einen Abbruch in Erwägung ziehen. Tatsächlich hat auch die ÖVP in der Vergangenheit schon Ähnliches auf das politische Parkett gebracht.
Grüne riefen zu Gegenprotest auf
Kein Verständnis dafür zeigen unter anderem die Wiener Grünen, die bereits vor der Veranstaltung zum Gegenprotest aufgerufen hatten. Frauen würden auf ihre Gebärfähigkeit reduziert, schrieb die Nationalratsabgeordnete Meri Disoski auf Instagram. „Sie wollen uns das Recht auf Selbstbestimmung über den eigenen Körper nehmen. Genau das passiert gerade weltweit. Restriktive Abtreibungsgesetze werden durch europäische Parlamente gepeitscht.“
Ihre Forderungen: Schwangerschaftsabbrüche aus dem Strafgesetzbuch streichen, das Recht wie in Frankreich in die Verfassung aufnehmen und Abbrüche kostenlos in Wohnnähe anbieten. Derzeit müssen Betroffene bis auf wenige Ausnahmen (z.B. bei gesundheitlicher Gefahr für die Schwangere) die Kosten selbst tragen, diese können bis zu 1000 Euro betragen.
Auch parteilose Aktivistinnen und Aktivisten folgten dem Aufruf zur Gegendemonstration am Samstagnachmittag. Zuvor war ein Banner zum „Marsch fürs Leben“ von der Karlskirche in einer nächtlichen Aktion entfernt worden. Der betroffene Verein vermutet „Linksextreme“ dahinter und spricht von einem Schaden von bis zu 100.000 Euro.