Bericht vom 03.10.2024 auf meinbezirk.at

Laut der Meldestelle für Christenfeindlichkeit haben Donnerstagfrüh Vermummte mittels Kletterausrüstung die Karlskirche erklommen und ein Banner zum „Marsch fürs Leben“ entfernt. Die Kirche berichtet über eine Reihe an Vorfällen zuletzt, vermutet werden linksextreme Gruppierungen.

WIEN. Die Meldestelle für Christenfeindlichkeit meldet am Donnerstag via Aussendung einen „besonders drastischen Vorfall“. Demnach soll eine Gruppe vermummter Personen in der Nacht auf Donnerstag mittels Kletterausrüstung die Karlskirche erklommen und auf der Balustrade, also einem Geländer, ein Banner mutwillig entfernt haben. Man prüfe noch, ob die historische Fassade dabei beschädigt wurde.

Gegenüber MeinBezirk teilte Jan Ledóchowski von der Plattform „Christdemokratie“ mit, dass Videoaufzeichnungen von Donnerstagfrüh gegen 4.15 Uhr zwei Personen bei der Demontage des Banners zeigen. „Diese Personen hatten offensichtlich genauer Kenntnis von der Sicherung, da sie bewusst die Kameras und die Alarmüberwachung mit Scheinwerfern und Alarmsignal vermieden haben und seitlich eingestiegen sind“, erzählt Ledóchowski. Der politische Hintergrund sei eindeutig.

Eine Sprecherin der Wiener Polizei teilte auf MeinBezirk-Anfrage mit, dass ein Vorfall um 4.15 Uhr weder telefonisch noch als Anzeige der Polizei gemeldet wurde. Durch die Exekutive wurde jedoch selbstständig Kontakt mit den Verantwortlichen der Kirche aufgenommen und es wurde nun eine Anzeige wegen des Verdachts der Sachbeschädigung und dauernden Sachentziehung gegen eine unbekannte Täterschaft erstattet. „Anzumerken ist, dass der Wiener Polizei in den jüngst vergangenen Wochen keine signifikante Häufung an Straftaten in, an oder rund um diese Kirche oder deren Vertretern bekannt ist“, teilte man mit.

„Lange Reihe“ an Vorfällen

Laut der Meldestelle ist dieser Vorfall verbunden mit einer „langen Reihe an Sachbeschädigungen, Belästigungen, Bedrohungen und sogar Gewalt, die von linksextremen Gruppierungen gegen das Gebäude der Karlskirche und ihre Gläubigen ausgeht“. Dokumentiert wurden auch Beschimpfung und Bedrohung „eines Priesters im fortgeschrittenen Alter“, heißt es.

Die Beschmierungen weisen „zu 80 Prozent einen politischen Hintergrund auf“ und seien auch immer wieder „mit Hammer und Sichel und Stern-Symbolen versehen“. Nach Angaben von Ledóchowski wurde in der Vergangenheit die wöchentliche Stadtsegnung auf den Stufen der Kirche regelmäßig durch Sprachchöre von „linksextremen Gruppen“ gestört, wobei es auch zur Gewalt gegen einen älteren Priester gekommen sein soll.

Im August gab es einen Vorfall, bei dem einem der Engel auf der Kirche eine Boxershorts über den Kopf gezogen wurde. „Derzeit kann aus rechtlichen Gründen nur die Baustelle mit Video und Alarm überwacht werden, keinesfalls aber der öffentliche Raum um die Kirche. Im Schnitt wird der Alarm zweimal pro Woche ausgelöst“, beschwert man sich.

Bei dem entfernten Banner handelt es sich um eine Ankündigung zum „Marsch fürs Leben“, der am Samstag, 5. Oktober, vor der Kirche starten soll. Die Plattform „Christdemokratie“ behauptet, dass in den sozialen Netzwerken Aufrufe kursieren, die „teilweise auch Gewalt normalisieren“.

Ein kurzer Blick auf die sozialen Netzwerke zeigt, dass die Wiener Kleinpartei Links zu einer Gegendemo unter dem Namen „Marsch fürn Arsch!“ aufgerufen hat. Die „Marsch fürs Leben“ sei eine christlich-fundamentalistische Demo, wo „mit Faschos und Schwurblern gegen das Recht der Abtreibung demonstriert“ werde. Am Samstag, 12 Uhr, werde es mehrere Kundgebungen in der Stadt geben. Abschließend heißt es auf Instagram: „Passt außerdem auf euch auf, wenn ihr an dem Tag alleine durch die Stadt geht, es könnten gewaltbereite Faschisten unterwegs sein“.

Auf Nachfrage teilte man mit, dass jetzt die Sicherheitsmaßnahmen bei der Karlskirche nachgerüstet werden, sodass der Einstieg der Baustelle auch seitlich videoüberwacht wird. Zuletzt wurde ein Sicherheitsbeamter zusätzlich beschäftigt und die Polizei wurde auf die Bedrohungslage hingewiesen.